Druckerzeugnisse vermitteln geistige Inhalte in statisch gewordener Sprache. Das Gedachte hinterlässt Abdrücke in Schriftform auf der Druckplatte. Papier dient auch heute noch als Speicherort für das Gedruckte. Es bringt die gedruckten Gedanken und Informationen zum Leser.
Das Lesen setzt Wachheit und Sehfähigkeit voraus. Ein Blick durch die Lesebrille kann zwar die Sehschärfe erhöhen, nicht aber das Verständnis für das jeweils Gedruckte. Werbetexte können auch ohne Brille aus größerer Distanz unschwer entziffert werden - ganz im Gegensatz zum Kleingedruckten in Vertragstexten. Zum Lesen nimmt sich der Leser/die Leserin ganz bewusst Zeit - eine Tatsache, die für sich betrachtet, sehr wertvoll ist.
Ein Kind, das anfängt in die Zeitung zu schauen, möchte etwas verstehen, was es erst lernen muss - das Lesen! Ein Leser, der anfängt Leserbriefe zu schreiben, möchte etwas zum Ausdruck bringen, was er/sie nicht so recht verstanden hat oder einfach nur kommentieren möchte.
Das Lesen von Schreib- oder Druckerzeugnissen fällt umso leichter, je dunkler sich die Schriftzeichen vom hellen Untergrund abheben. "Grauzonen" - die häufig in der Diskussion um ethisch heiß umstrittene Themen als Argument für eine relativierende Beweisführung benutzt werden - tragen grund-sätzlich zur Schwächung der erforderlichen Unterscheidungsfähigkeit zwischen schwarz und weiß bzw. richtig und falsch bei.
Wer viel liest, muss auch viel (aus-)halten. Manche Druckerzeugnisse hinterlassen nicht nur schwarze Flecken auf den Fingern ihrer Leser - auch in der Seele. So ist es eben nicht egal, was jemand in den Fingern hält und liest.
Hinweis: Der Autor benutzte bis zum Jahr 2011 neben seinem bürgerlichen Vornamen Wolfgang auch noch seinen bis dahin gültigen Ordensnamen „Illuminatus“. Das Kürzel OFS steht für „Ordo Franciscanus Saecularis“.